5. Elternforum Zentralschweiz

5. Elternforum Zentralschweiz

Eltern brauchen flexible Angebote und unterstützende Behörden


Procap Zentralschweiz I Text: Barbara Sabel I Foto: Fleur Matson

 

Mehr als hundert Angehörige und Institutionsvertreter*innen sprachen am 5. Elternforum Zentralschweiz vom Samstag, 26. Oktober 2024 an der HSLU über „Übergänge - warum sie oft eine Herausforderung darstellen“.

Der Fokus der von zehn Behindertenorganisationen ausgerichteten Veranstaltunglag am Samstag auf dem Übergang von Menschen mit Behinderung ins Erwachsenenleben. Neben der Anschlusslösung nach Schule und Elternhaus müssen viele sozialversicherungsrechtliche Fragen bewältigt werden. Die Ablösung ist emotional fordernd, Eltern sind dadurch stark belastet.

Unter der fachkundigen Leitung von Moderatorin Regula Späni diskutierten auf dem Podium:

  • Claudia Oetterli. Die Mutter eines sechzehnjährigen Sohnes mit neurodegenerativer Erkrankung sucht nach einer Anschlusslösung nach der Schulzeit. 
  • André Bucher. Der Vater und Beistand hat das erste Jahr der Volljährigkeit seiner mehrfachbehinderten Tochter hinter sich und sucht eine Wohnlösung.
  • Mattias Fries. Der Mediamatiker PrA mit Muskeldystrophie wohnt selbstständig mit siebzehnköpfigem Assistenzteam.
  • Luca Gervasini. Der Sozialpädagoge im HPZ Sonneberg Baar begleitet Schüler*innen, bei denen eine Berufsausbildung nicht in Frage kommt.
  • Franziska Eder, Teamleiterin Berufsberatung Jugendliche, IV-Stelle Luzern.

Den Einstieg in die Veranstaltung machte Gabriela Renggli, Improvisationsschauspielerin/Kommunikationscoach, mit einem engagierten Kurzreferat über Resilienz in Übergangssituationen.

In der Podiumsdiskussion schilderte Claudia Oetterli, dass die progrediente Erkrankung ihres Sohnes sie an ihre Grenzen bringt. „Ich bin der Krankheit, die meinen Sohn immer einen Schritt zurückwirft, jeweils zwei Schritte voraus.“ Sie wünscht sich als Anschlusslösung nach der Schulzeit einen Ort, der auch für ein Teilzeitmodell offen ist, damit die Familie noch möglichst viel Zeit miteinander hat.

André Bucher ergänzte, dass Eltern wenig über die Entwicklung ihres Kindes wissen, wenn sie lange vor Schulende dessen Zukunft planen. Man sollte akzeptieren, dass die erste Anschlusslösung vielleicht nur eine Übergangslösung darstellt.

„Die Institutionslandschaft ist ein Dschungel,“ sagte Sozialpädagoge Luca Gervasini. Er rät den Eltern, die eigenen Vorstellungen genau zu klären und gegenüber Institutionen auszusprechen.

Matthias Fries berichtet, dass die Beziehung zur Mutter sich nach dem Auszug verbessert hat: „Erst seit meine Mutter mich nicht mehr betreut und pflegt, kann sie so richtig meine Mama sein.“ Seinen Beruf gab er auf, um sein Assistenzteam zu verwalten. Er wünscht sich eine Stelle, die ihn hier entlastet.

Franziska Eder von der IV-Stelle Luzern versteht die Eltern. Leistungsansprüche werden von verschiedenen Abteilungen bearbeitet. Sie befürwortet ein übergreifendes, gut zugängliches Beratungsangebot. Den Eltern rät sie, Fragen an die IV sehr genau zu formulieren.

Die Eltern im Publikum forderten wie in den Vorjahren von Politik und Behörden konkrete Lösungen. Sie brauchen eine Stelle, die sie ab Geburt ihres behinderten Kindes kontinuierlich begleitet und in allen Fragen berät. Von den Institutionen wünschen sie sich individualisierte Angebote.

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Kontakt

Nadja Stadelmann Limacher I Mitglied des OK's I Mitarbeiterin Procap Zentralschweiz I nadja.stadelmann@procap.ch I 079 567 09 79


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